Gieriger Börsenbulle

Man stelle sich vor, Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher sind stolze Besitzer eines Hauses mit 6 Parteien. Sie geben aber beim Finanzamt nur die Mieteinnahmen von einer Wohnung an. Was würde passieren? Wenn sie diese kriminelle Handlung über Jahre hinweg betreiben würden und die Summe der entgangenen Steuergelder mehr als 100.000 Euro betragen sollte, hätte dies in der Regel eine Freiheitsstrafe zur Folge.
Was ist aber bisher mit den „findigen“ (sprich kriminellen) Börsenprofis und den Mittätern in den gepolsterten Chefsesseln der Geldinstitute passiert? Gar nichts! Sie konnten dank der obskuren Cum-Ex-Aktiengeschäfte jahrelang Milliarden im zweistelligen Bereich einstreichen, von denen nicht ein Cent redlich verdient war.

Da der Bundesgerichtshof nun endlich einen Riegel vor diese verbrecherischen und dubiosen Geschäfte geschoben hat, wird von den Medien das mehr als überfällige Urteil wie ein Sieg bei der Fußballweltmeisterschaft gefeiert. Die Presse sollte lieber die Frage stellen, warum die Politik über so einen langen Zeitraum versagt hat und die Behörden sich wie blutige Anfänger in die Irre führen ließen. Dagegen treibt man bei normal Sterblichen unerbittlich jeden Euro ein, so als ob der Teufel hinter einer armen Seele her wäre.

Es ist zu befürchten, dass es nicht lange auf sich warten lässt, bis die sogenannten „findigen“ Börsenprofis neue „legale“ Schlupflöcher für illegale Milliardengeschäfte finden. Politik und Finanzämter werden dann wieder – wenn überhaupt – erschrocken aus ihrem Dauerschlaf und ihrer Unfähigkeit aufwachen. Bis dann wieder die findigen Börsenprofis …

Und ewig grüßt der gierige Börsenbulle.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Birgit und Michael Cromer

    Lieber Ralph,
    was tust Du da? Du komplettierst die Gedanken der Medien und des Bundesgerichtshofs. Haben es die Lobbyisten dieses Genre jetzt nicht schwer genug? Und worin liegt Dein Problem, die Mehrklassengesellschaft zu akzeptieren?
    Wo kämen wir denn hin, wenn die Praktiken der Cum-Ex-Aktiengeschäfte sich auf das dumme Fußvolk übertragen würden? Die in aller Regel edlen Herren, die die Chefsessel der Börsen und Banken innehaben, sitzen da doch nicht umsonst? Natürlich fallen ihnen noch dubiosere Geschäfte ein, um sich unverdient noch mehr zu bereichern. Und was die Steuer betrifft – Kleinvieh gibt den meisten Mist. Ne Lobby haben die nicht und es reicht der Nagel des kleinen Fingers die einzelnen des Fußvolks platt zu bekommen. Denn das Finanzamt kommt zu den Normalbürgern zuerst.
    Ein Hoch der Presse – auch wenn dieser Rauch der aufgedeckten Cum-Ex- Geschäfte bald verflogen sein wird. Hoffen wir weiter auf die Unbestechlichen in den Medien, die den Mut und Biss haben, es dabei nicht zu belassen und den bequem sitzenden Absahnern ordentlich Feuer auf ihren weichgepolsterten Sesseln zu machen.
    Ein sehr guter Beitrag, lieber Ralph.

  2. Wolfgang

    Ich bin voll und ganz Deiner Meinung, lieber Ralph. Aber immerhin hat jetzt zu guter Letzt doch noch jemand offiziell festgestellt, dass auch der Diebstahl von Milliarden ein Verbrechen ist und kein Kavaliersdelikt. Man kann schon ins Grübeln kommen, wie ehrlich man bei der Steuerklärung eigentlich sein soll …

Schreibe einen Kommentar