Standard-Entschuldigungen

Der deutsche Radsporttrainer und -funktionär Patrick Moster hat sich beim Einzelradzeitfahren der Herren bei den Olympischen Spielen in Tokio eine rassistische Entgleisung geleistet. Der 54-Jährige feuerte den deutschen Radfahrer Nikias Arndt mit den Worten „Hol‘ Dir die Kameltreiber“ an. Der Ausspruch bezog sich auf die Fahrer, die vor Arndt lagen, nämlich den Eritreer Amanuel Ghebreigzabhier und den Algerier Azzedine Lagab.

Anschließend hat sich Moster offiziell entschuldigt und beteuert, dass ihm seine unbedachten Äußerungen „unendlich“ leid tun würden. Mir tut auch leid, dass so ein Mann Trainer und Funktionär bei Olympischen Spielen sein kann. Mir gehen diese beflissentlich hinterher geschobenen Entschuldigen und die sogenannten „Missverständnisse“ in letzter Zeit auf den Geist. Egal ob es sich um Ausdrücke wie „Kameltreiber“ oder um Vergleiche mit Nazi-Richtern handelt. Der ehemalige Fußballnationalspieler Steffen Freund führte die Disziplinlosigkeit von Spielern beispielsweise auf deren französisch-algerische Herkunft zurück. Nach dem heftig einsetzenden Shitstorm kam postwendend die Entschuldigung „es sei so nicht gemeint gewesen“. Frage: Wie war es dann gemeint? Etwa als Lob oder Anerkennung?

Was heißt hier überhaupt „entschuldigen“, man kann sich nicht selbst „entschulden“, höchstens um Entschuldigung bitten. Es hat sich in letzter Zeit so eingebürgert, dass man mechanisch eine Standard-Entschuldigung ausspricht und erwartet, damit sei alles automatisch wieder okay.

Wie wäre es, wenn man vor solchen Entgleisungen zur Abwechslung auch mal den Verstand einschalten würde?!? Falls vorhanden.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Michael Rappe

    Die Konsequenz kann eigentlich nur seine Entfernung aus dem Amt sein. Manche Fehler sind eben unverzeihlich. Und wenn er es aus der Emotion gesagt hat, dann ist diese rassistische Einstellung tief in ihm drin. Sonst rutscht einem so etwas auch nicht raus.

Schreibe einen Kommentar