„Lauterbachfreie“ TV-Sendungen

Am Donnerstag hatte ich seit einiger Zeit mal wieder die Sendung „Maybrit Illner – der Polittalk im ZDF“ eingeschaltet, zumal dieses Mal nicht das Dauerthema Corona, sondern der in letzter Zeit zugunsten der Pandemie etwas stiefmütterlich behandelte Klimawandel und die damit verbundene Erderwärmung auf dem Programm standen. Mit einer gewissen Genugtuung und der mir eigenen gesunden Gehässigkeit machte sich der Gedanke in meinem Kopf breit, dass der Talkshow-Dauergast Karl Lauterbach bei diesem Thema endlich mal eine Pause einlegen und sich ein wenig von seinem schier endlosen Werbefeldzug für das anvisierte Amt des zukünftigen Gesundheitsministers erholen könne. Zufrieden und entspannt lehnte ich mich in meinen Sessel zurück und freute mich auf eine „lauterbachfreie“ Sendung.

Aber meine gute Laune war schlagartig verschwunden, als Frau Illner ihre illustren und handverlesenen Gäste vorstellte und am Ende ihrer Einführung sich “riesig freute“, dass Herr Lauterbach aus einem fernen Studio zugeschaltet sei. Der Virenflüsterer und Pandemieversteher nutzte dann auch gleich die Gelegenheit, auf sein in Arbeit befindliches Buch aufmerksam zu machen, in dem die gewogene Leserschaft alle seine genialen Gedanken und Prophezeiungen zum Klimawandel nachempfinden könne. Von diesem Zeitpunkt an konnte ich mich auf die Sendung nicht mehr richtig konzentrieren. Plötzlich liefen die unwahrscheinlichsten Zukunftsvisionen vor meinem geistigen Auge ab:
    Beim TV-Sender Sport 1 bereichert Lauterbach in der Talkshow „Doppelpass“ die Expertenrunde mit seinem allumfassenden Fußballwissen und sagt noch so nebenbei die Bundesliga-Meister und -Absteiger der nächsten 10 Jahre voraus.
    Bei der Tanzshow „Let’s dance“ begeistert er als männliche Ballerina Millionen mit einer eigenwilligen Interpretation von Tschaikowskis „Schwanensee“ und belegt unangefochten den ersten Platz.
    Bei dem Quiz „Wer wird Millionär“ löst er Günter Jauch ab und gewinnt als einziger Kandidat die Million ohne den Einsatz eines einzigen Jokers.
    Bei der von ihm ins Leben gerufenen Super-Kochsendung „Ein Koch verdirbt den Brei“ entstehen Rezepte, welche die Kochwelt revolutionieren und die rund um den Globus wie eine Heilsbotschaft gesendet werden. Die Fernsehköche Mälzer, Henssler, Lichter, Schuhbeck und Lafer wandern beschämt in die Arktis aus und entwickeln dort ein neuartiges Speiseeis.
     Bei der Sendung „Bares für Rares“ wird mit seiner Hilfe endlich das legendäre Bernsteinzimmer aufgespürt. Es befand sich schon seit Jahren im Keller des Trump Towers in New York. Der Ex-Präsident benutzte es als Speisekammer für Softdrinks und tiefgefrorenes Fast Food.
    Die Talkshows von Illner, Will, Lanz, Maischberger und Plasberg werden unter der alleinigen Moderation von Lauterbach zu einer Sendung zusammengefasst. Er übernimmt hier auch gleichzeitig die Rollen aller Gäste und bezieht Stellung zu den Themen Politik, Wirtschaft, Kriminalität, Medizin, Sport, Erziehung, Hundefutter, Kochen, Kosmetik und Film.

Nachdem ich die beklemmenden und deprimierenden Bilder endlich verscheuchen konnte, bemerkte ich zu meiner großen Erleichterung, dass sich Lauterbach, Illner und Co. nicht mehr in meinem Zimmer befanden. Aber stattdessen blickte mich plötzlich Markus Lanz an und kündigte wild mit den Armen gestikulierend seine Gäste an. In panischer Angst fand mein Daumen reflexartig den Ausschaltknopf, denn eine furchtbare Ahnung beschlich mich …

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Cromer Michael und Birgit

    Lauterbach überall. Wie fliegende Seifenblasen schwirrt er um die Köpfe der Leute. Atmet man eine ein, muss man ganz schrecklich niesen – und weg ist der Spuk.

    Karl Valentin würde Deine Geschichte verfilmen.

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