Das Gedicht von Mario de Andrade. brasilianischer Dichter, Schriftsteller, Essayist und Musikwissenschaftler, berührt mein Herz und spricht meine Seele an.
Mich würden die Gedanken und Meinungen der Leserinnen und Leser sehr interessiern.
Wenn Sie Zeit und Lust haben, kommentieren Sie bitte die Zeilen des Dichters. Vielen Dank.
Ich habe meine Jahre gezählt und festgestellt, dass ich weniger Zeit habe, zu leben, als ich bisher gelebt habe.
Ich fühle mich wie dieses Kind, das eine Schachtel Bonbons gewonnen hat: die ersten isst sie mit Vergnügen, aber als es merkt, dass nur noch wenige übrig sind, begann es, sie wirklich zu genießen.
Ich habe keine Zeit für endlose Konferenzen, bei denen die Statuten, Regeln, Verfahren und internen Vorschriften besprochen werden, in dem Wissen, dass nichts erreicht wird.
Ich habe keine Zeit mehr, absurde Menschen zu ertragen , die ungeachtet ihres Alters nicht gewachsen sind.
Ich habe keine Zeit mehr, mit Mittelmäßigkeiten zu kämpfen. Ich will nicht in Besprechungen sein, in denen aufgeblasene Egos aufmarschieren. Ich vertrage keine Manipulierer und Opportunisten. Mich stören die Neider, die versuchen, Fähigere in Verruf zu bringen, um sich ihrer Positionen, Talente und Erfolge zu bemächtigen. Meine Zeit ist zu kurz um Überschriften zu diskutieren.
Ich will das Wesentliche, denn meine Seele ist in Eile. Ohne viele Süßigkeiten in der Packung.
Ich möchte mit Menschen leben, die sehr menschlich sind. Menschen, die über ihre Fehler lachen können, die sich nichts auf ihre Erfolge einbilden. Die sich nicht vorzeitig berufen fühlen und die nicht vor ihrer Verantwortung fliehen. Die die menschliche Würde verteidigen und die nur an der Seite der Wahrheit und Rechtschaffenheit gehen möchten. Es ist das, was das Leben lebenswert macht.
Ich möchte mich mit Menschen umgeben, die es verstehen, die Herzen anderer zu berühren. Menschen, die durch die harten Schläge des Lebens lernten, durch sanfte Berührungen der Seele zu wachsen.
Ja, ich habe es eilig, ich habe es eilig, mit der Intensität zu leben, die nur die Reife geben kann.
Ich versuche, keine der Süßigkeiten, die mir noch bleiben, zu verschwenden. Ich bin mir sicher, dass sie köstlicher sein werden, als die, die ich bereits gegessen habe.
Mein Ziel ist es, das Ende zufrieden zu erreichen, in Frieden mit mir, meinen Lieben und meinem Gewissen.
Wir haben zwei Leben und das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast.
Der Dichter spricht mir aus dem Herzen. Auch ich möchte „mit Menschen leben, die sehr menschlich sind“ — meint Ralphs Freund Lothar.
Das zweite Leben beginnt heute.
Alles ist drin, heute: aller Glanz, alle Hoffnung, alle Zuversicht, alle Zeit der Welt, für mich, heute.
Morgen gibt es wieder ein Heute, wie jeden Morgen, egal wieviele es noch sind.
Zuversicht wünsche ich mir, für mich, für das nächste Heute, das mir geschenkt wird.
Ich freu mich drauf!
Ich freu mich auf das nächste Heute! Unbändig, freu ich mich.
Ich denke, dass dieser Schriftsteller es genau auf den Punkt gebracht hat und dass viele Menschen seine Meinung teilen. Ich denke aber auch, dass sein Gedicht viele Menschen nachdenklich und eventuell etwas traurig stimmt, da sie es nicht schaffen, das in die Tat umzusetzen, was er auf so emotionale Weise beschreibt. Wie schafft man es, an keinen langweiligen Konferenzen mehr teilzunehmen, wenn man doch für seine Rente sparen muss? Und es klingt so einfach, sich nur mit Menschen zu umgeben, die „sehr menschlich sind. Menschen, die über ihre Fehler lachen können, die sich nichts auf ihre Erfolge einbilden“. Aber wo findet man diese seltenen menschlichen Exemplare heutzutage noch? Glücklich ist tatsächlich der, der sie gefunden hat und voll und ganz zu schätzen weiß.
Mario de Andrade hat sich Gedanken über seine Endlichkeit gemacht. Er hat viel zu verlieren – sich selbst. Wird man sich seiner selbst bewusst, ändern sich Gedanken, Einstellungen und Handlungsweisen, aber auch Beziehungen. Hohlfrasige Poser ermüden nur und Neider braucht keiner.
Es sind einige, die ihren Job kündigen, andere Arbeit und Aufgaben annehmen, anders leben. Es gehört viel Mut dazu. Auch, vermeintlichen Freunden mit Ehrlichkeit zu begegnen.
Christus sagt: Der Größte unter euch soll euer Diener sein. (Markus 9,35).
Im Grunde sehnen sich viele nach solch verlässlichen Menschen. Trotz aller Endlichkeit hier und der daraus resultierenden Logik, sein Leben zu einem ehrlichen Leben zu sich selbst zu verändern, gibt es mehr, als diese begrenzte Zeit auf unserer Erde. Ein weiterer Grund für uns, Andrades Gedanken gut zu finden.