In meiner 45-jährigen Berufslaufbahn konnte ich leider viel zu oft folgendes Phänomen beobachten: Kolleginnen und Kollegen, denen es erfolgreich gelang, der anfallenden Arbeit geschickt „aus dem Weg zu gehen“, wurden von den Vorgensetzen mit Lob überhäuft, da sich ihre Fehler in einem sehr überschaubaren Rahmen bewegten. Motto: Wenig Fleiß, viel Lob.
Dieses Beispiel eignet sich sehr gut, die politischen Anstrengungen von Frau Merkel zu charakterisieren. Die brennenden Probleme, wie Reparatur und Ausbau der Verkehrswege, Investitionen in die EDV, Erneuerung des Gesundheitswesens usw. wurden auf die lange Bank geschoben und damit der nächsten Regierung auf die Schulter geladen. Wie bei meinen Vorgensetzen gab es Lob und Anerkennung, dass in der Ära Merkel alles in seine gewohnten Bahnen ginge – ohne größere Probleme mit einer verlässlichen Führerin, die das vollste Vertrauen genoss.
Heute ist Merkel fast völlig von der Bildfläche verschwunden, aber ihre Hinterlassenschaft ist umso mehr in den kritischen Focus geraten.
