Der ungarische Volksaufstand gegen die Unterdrückung der sowjetischen Besatzungsmacht begann am 23. Oktober 1956 mit einer friedlichen Großdemonstration von Studenten der Universitäten in Budapest, die demokratische Veränderungen forderten. Ich war damals 13 Jahre jung und verfolgte das dramatische Geschehen zusammen mit meinem Vater am Radio. Das deutschsprachige Programm der staatlichen ungarischen Rundfunkanstalten wurde von den Aufständischen besetzt, die vom heroischen Widerstand der Bevölkerung berichteten, welche mit Steinen versuchten, sowjetische Panzer aufzuhalten.
Der Freiheitskampf endete am 4. November 1956, kostete fast 3.000 Menschen ihr Leben und unter János Kádár wurde eine pro-sowjetische Regierung installierte.
An diesem Tag meldetet sich der Sender ein letztes Mal mit der Mitteilung, das Gebäude sei von sowjetischen Soldaten gestürmt worden. Das letzte was wir hörten war die ungarische Nationalhymne, die dann gegen Ende abrupt abbrach. Mein Vater und ich wussten, was dies zu bedeuten hatte und wir hatten Tränen in den Augen.
Am 19. Juni 2024 schaltete ich erwartungsfroh den Fernseher an, um mir das Spiel der Fußball-Europameisterschaft zwischen Deutschland und Ungarn zu betrachten. Beim Abspielen der ungarischen Hymne vor Spielbeginn wurden Erinnerungen an dieses längst vergangene Drama wach …und der Klang der getragenen und wehmütigen Melodie trieb mir wieder Tränen in die Augen.
