Abschied

Jetzt nach dem Tod von Franz Beckenbauer werden die selben Ewigbesserwisser und Nörgler, die ihn teilweise geradezu unfair attackierten, Lobeshymnen über ihn verfassen. Für mich war er schon immer eine Lichtgestalt, bei der das strahlende Licht den leichten Dämmerschatten bei weitem überwog.

All seine glorreichen Erfolge aufzuzählen, sprengt über die Maßen den Raum, der einem Leserbriefschreiberling zur Verfügung steht. Aber allein als Spieler und Trainer Weltmeister zu werden und als Krönung (wie es sich für einen Kaiser ziemt) das unvergessliche „Sommermärchen, die WM 2006, nach Deutschland zu holen, ist eine Leistung, die sich wahrscheinlich nie mehr wiederholen lässt. Statt ihm Denkmäler zu bauen und Lorbeerkränze zu flechten, wurde ihm vorgeworfen, die WM für 6,7 Millionen Euro „gekauft“ zu haben. Selbst wenn es stimmen würde, wäre es ein absolutes Schnäppchen und russisch Oligarchen und arabische Scheichs würden sich über diesen Betrag vor Lachen die Bäuche halten.

In anderen Ländern werden beispielsweise Superstars wie Maradona oder Pele zu (Fußball)heiligen erklärt, obwohl sie in mancher Beziehung nicht gerade als Vorbilder für Korrektheit und Seriosität galten. Meiner Meinung nach hat sich Franz Beckenbauer um Deutschland verdient gemacht.

Allein das sogenannte „Sommermärchen“ hat unserem Land mehr Freunde in der Welt beschert als es ganzen Scharen von emsigen Diplomaten jemals gelingen wird.

Danke und Servus Franz!

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Michael Rappe

    Dem stimme ich voll zu. Bei den Nachrufen und der Trauerfeier wurde klar, was für ein netter Mensch er war. Und eben nicht arrogant, sondern interessiert am Gegenüber. Er war ein Mann des Volkes. Ein weiteres Sommermärchen würde Deutschland insgesamt sehr gut tun. Ich frage mich, was seit 2006 passiert ist. Ist es nur die – quer durch alle Parteien – schlechte Politik, die die Menschen so wütend, enttäuscht und teilweise fremdenfeindlich macht? Es fehlt ein Ruck. Das Nichstun der Merkel-Ära hat großen Schaden angerichtet. Mit konservativem Denken – und keinesfalls mit rechtskonservativem Geschwurbel – kommt Deutschland nicht weiter. Franz Beckenbauer hätte das angepackt. Er hätte als Politiker dem Volk vermutlich erklärt, was jetzt notwendig ist. Und dann hätte man es verstanden.

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