Am 14. Oktober 2023 von der RNZ nicht als Leserbrief veröffentlicht
Es ist immer das gleiche Spiel, nach Landtagswahlen kommentieren die Parteien die Ergebnisse stets wie folgt: Wenn man eine herbe Niederlage einstecken musste, war die Wahl natürlich ohne jede Bedeutung für die Bundesebene. Wurde dagegen ein strahlender Triumph gefeiert, dann war dies selbstverständlich ein Gradmesser für die Wertschätzung in der ganzen Republik.
Es ist überhaupt ein Phänomen mit welcher Phantasie und Hingabe Politiker selbst vernichtende Rückschläge schönreden bzw. schönrechnen können. Nach langen und aufwendigen Recherchen gelingt es ihnen ständig ein Wahlergebnis zu finden, das noch schlechter ausgefallen war als das aktuelle. Da werden teilweise obskure und geradezu abenteuerliche rechnerische Klimmzüge vollzogen, die selbst Mitmenschen mit hoher mathematischer Kompetenz, nur schwer nachvollziehen können. Manche Parteien sehen in dem Umstand, dass die Ergebnisse gegenüber den Prognosen der Demoskopen besser ausgefallen seien, auch noch einen Erfolg.
Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass aus Wahlen (fast) nur Sieger hervorgehen. Nur wenn die Niederlage desaströs ausfällt, dann gesteht man sie zähneknirschend ein – wie derzeit die SPD. Was soll man auch sonst sagen, ohne sich lächerlich zu machen?!?
