Mehr Durchsetzungsstärke ist gefragt

Gastbeitrag von Michael Rappe

Das frühe Aus der deutschen Fußballerinnen bei der WM in Australien und Neuseeland schlägt hohe Wellen. Abgesehen von Formschwächen, Verletzungen und taktischen Fehlern des Trainerstabes hat sich bei der WM, aber auch schon in einigen Spielen davor, gezeigt, dass es den Fußballerinnen, wie auch den männlichen Kollegen, am Durchsetzungsstärke fehlt. Sie können alle gut Fußball spielen, haben die nötige Technik, und an Leidenschaft und Willen hat es sicherlich nicht gefehlt. Ich vermisse aber ein bisschen den „Killerinstinkt“, d. h. sich gegen Widerstände durchsetzen, gegen physisch starke Gegnerinnen, auch gegen Härte.

Aber ist das nicht in anderen gesellschaftlichen Bereichen, in Schule, Studium und Beruf auch so? Es scheint, als wenn es der Altersgruppe von ca. 18 bis 30 Jahren an mehr Biss, an der letzten Härte fehlt, den gezeigten Einsatz und Kampfgeist auch in Zählbares umzusetzen. Auch die letzte Konzentration, wie beim Tor von Kolumbien in der siebten Minute der Nachspielzeit. Es ist sicherlich zu einfach, zu sagen, die verdienen zu früh schon zu viel Geld, zumal das bei den Frauen noch nicht so ausgeprägt ist wie bei den Männern. Aber der Trend geht dahin. Deshalb sind Vereine und Trainer:innen gefordert, den jungen Spielerinnen nicht zu viel abzunehmen. Und auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen nicht zu viele Steine aus dem Weg zu räumen und nicht jede Entscheidung abzunehmen.

Wenn wir mündige Spielerinnen und Spieler wollen, dann müssen sie ihre Entscheidungen selbst treffen können und dürfen. Das heißt aber auch, dass Ecken und Kanten erlaubt sein müssen und nicht jede(r) auf Geheiß der Medienabteilungen nur weichgespülte Äußerungen von sich geben darf.

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