Wie es zu einem Treffen mit Dietmar Hopp kam

Montag, der 24. April 2023, 14 Uhr, Walldorf.
Ich stand erwartungsvoll vor der Eingangspforte des Anwesens von Dietmar Hopp, Mitbegründer des Weltkonzerns SAP, und setzte gerade an, die Klingel an der Pforte zu betätigen, als ein junger, sportlicher Mann aus der Tür trat und mich mit den Worten begrüßte „Herr Fischer? Bitte folgen Sie mir, Herr Hopp erwartet Sie“.
      Was war geschehen, dass mich diese prominente und bedeutende Persönlichkeit in sein Anwesen eingeladen hatte?

Ich versuchte, mich in das Jahr 2010 und in die Arztpraxis von Dr. med. Otmar Carewicz in Dossenheim zurückzuversetzen. Er war der Hausarzt meines Vertrauens und hatte mich exakt 40 Jahre kompetent und einfühlsam medizinisch betreut. Eines Tages, beim üblichen Smalltalk nach einer Behandlung ließ er fast nebenbei den Halbsatz fallen: „..als ich am Wochenende das Spiel in Hoffenheim in der Loge von Dietmar Hopp …“ Da unterbrach ich ihn mit einem verblüfften „SIE???“ – „Seit wann interessieren Sie sich denn für Fußball???“ Ich hatte seine sportlichen Ambitionen in den Jahrzehnten, in denen ich treu seine Praxis aufsuchte, eher mit den Kategorien Golf oder Tennis in Verbindung gebracht. Aber er erklärte mir geduldig, dass er von Seiten der Verwandtschaft seiner Frau „über Ecken“ mit dem erfolgreichen Unternehmer verwandt sei. Nun witterte ich eine unverhoffte Gelegenheit, Dietmar Hopp, dessen Werdegang und Wirken ich schon lange Zeit mit Bewunderung und Respekt verfolgt hatte, einen Brief zu schreiben, in dem ich endlich meine Wertschätzung zum Ausdruck bringen konnte.
     Bisher hatten mich meine Bedenken, dass eine übereifrige und strenge Sekretärin meine literarischen Bemühungen gnadenlos im Papierkorb verschwinden lassen würde, von dem verwegenen Vorhaben abgehalten. Aber nun eröffnete sich mir eine vielversprechende Chance und ich erkor Dr. Carewicz zu meinem „Götterboten“, welcher Herrn Hopp beim nächsten Hoffenheimer Spiel mein Schreiben eventuell übergeben könnte. Er willigte zu meiner Freude ein und ich überreichte ihm beim nächsten Praxisbesuch einen zweiseitigen Brief ohne Umschlag, damit er sich davon überzeugen konnte, dass mein Schreiben keine unseriösen und für ihn peinlichen Passagen enthielt. Seinem wohlwollenden Nicken entnahm ich, dass er mit dem Inhalt einverstanden war.
     Wenige Tage nach dem besagten Spiel erhielt ich einen Brief, in dem Herr Hopp sich herzlich für mein Schreiben bedankte. Er ging auf einzelne Punkte meines Schreibens näher ein, um kenntlich zu machen, dass es sich nicht um eine routinemäßige „0815-Antwort“ handelte. Die größte Überraschung folgte dann aber, als ich unten auf seinem Brief seine kleingedruckt Anschrift und Email-Adresse entdeckte.
     Nun griff ich die Gelegenheit beim Schopf und bedankte mich per Mail für sein ausführliches Antwortschreiben. Auf diese Art und Weise entwickelte sich nach und nach ein zwar unregelmäßiger aber nicht abreißender Austausch, sozusagen eine kleine digitale Brieffreundschaft, die bis zum heutigen Tag anhält. Ich gratulierte ihm zu Geburtstagen und Jubiläen, versuchte ihn moralisch „aufzurichten“, wenn seine Hoffenheimer Fußballer nicht so spielten, wie es ihm vorschwebte oder wenn dumme fanatische Menschen ihn in Fußballstadien auf das Übelste beschimpften, gab ihm zu verstehen wie sehr die Menschen in der Region seine großzügigen sozialen Aktivitäten schätzten und anerkannten.
     Eines schönen Tages, als ich gerade das Archiv meiner in der RNZ und im Fußballfachblatt kicker veröffentlichten Leserbriefe neu ordnen wollte, fiel mir auf, dass doch eine nicht geringe Anzahl meiner Beiträge sich mit ihm und der TSG Hoffenheim befasst hatten. Da beschloss ich kurz entschlossen, den Text der Daten zusammen mit Abbildungen aus dem Internet zu formatieren und von der Firma Baier in Heidelberg in altbewährter Manier drucken und verarbeiten zu lassen. Das Ganze wurde schließlich von meinem Freund und Ex-Kollegen Erich Kirchner, einem begnadeten Grafiker, mit einem mehr als ansprechenden Umschlag veredelt. Der nächste Schritt meines Planes sah dann vor, Herrn Hopp um ein persönliches Treffen zu bitten, bei dem ich ihm das fertiggestellte Büchlein, ein echtes Unikat, überreichen könnte. Ort und Zeitpunkt selbstverständlich nach seiner Wahl. Zu meiner großen Überraschung und Freude lud er mich zu einem Treffen bei sich zu Hause ein. Damit hatte ich wirklich nicht in den kühnsten Träumen gerechnet.

So kam es, dass ich plötzlich vor dem Mann stand, den ich schon viele Jahre bewundere und verehre. Er war mir vom erstem Moment an durch seine offene, bescheidene und emphatische Art sympathisch. Er vermittelte mir das Gefühl, als würden sich zwei Bekannte mal wieder getroffen haben und unterhielten sich angeregt über „Gott und die Welt“. Ich meinte zu fühlen, dass er ehrliches Interesse an meinem Werdegang und meinen Ansichten hatte und unsere Unterhaltung kam keinen Augenblick ins Stocken. Beim gemeinsamen Foto, das seine Frau aufnahm, legte er fast freundschaftlich seinen Arm um mich, so als seinen wir alte Fußballkameraden aus vergangenen Zeiten. Er hat mir mit diesem Treffen eine größere Freude bereitet, als er es sich vielleicht selbst vorzustellen vermag.
     Zum Schluss unserer Unterhaltung bemerkte ich: “So nun habe ich aber genug Ihrer wertvollen Zeit in Anspruch genommen“ und er erwiderte mit einem verschmitzten Lächeln: „Aber Sie haben das sehr positiv und interessant gemacht!“. Es erschien mir wie ein Ritterschlag und trotz oder wegen meines fortgeschrittenen Alters wäre ich fast noch errötet.
     Er ließ es sich auch nicht nehmen, mich persönlich bis zur Pforte zu bringen, um sich beim Abschied nochmals für mein Geschenk zu bedanken, welches er sich in Ruhe zu Gemüte führen wollte.
     Als ich schließlich in meinem Auto saß und versuchte die Eindrücke und Gedanken wieder ins richtige Lot zu bringen, schaltete ich unbewusst das Radio ein und plötzlich erklang die Stimme von Louis Armstrong mit dem Lied „What a Wonderful World“ aus dem Lautsprecher. Da dachte ich mir, dass es wirklich eine wundervolle Welt wäre, wenn es mehr Menschen wie Dietmar Hopp gäbe. Ich hatte in diesem Moment so ein seltsames Gefühl, als ob sich irgend ein übersinnliches Wesen gerade als Diskjockey betätigt hätte…

Abschied von Dr. Carewicz nach 40 Jahren
Übergabe des „einmaligen“ Leserbrief-Büchleins

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Mark

    Lieber Ralph,
    die Welt wäre nicht weniger wundervoll, wenn es auch mehr Menschen, wir Dich gäbe.
    Eine sehr schöne Geschichte.

  2. Klaus Scheid

    Lieber Ralph,
    eine wunderschöne Geschichte, die Deine steten Bemühungen, Dinge kritisch zu kommentieren und auf den Punkt zu bringen belohnt und würdigt. Ich kenne Herrn Hopp nicht persönlich aber seine vielfältigen Engagements zum Wohle der Region verfolge ich immer mit großem Interesse. Leider tuen das Teile selbsternannter Fußballfans mit eingeschränktem Horizont nicht.

  3. Lieber Ralph,
    als Dauergast auf Deinem Blog habe ich mich sehr gefreut über den Artikel zu Herrn Hopp und die Überreichung der Leserbriefsammlung*. Interessant auch, wie es zu dem Treffen kam und zum Ablauf. Herr Hopp hat nun wirklich allen Respekt als Unternehmer und als Förderer verdient; aber ehrlich gesagt: ich hätte nie gedacht, dass er als Mensch so wenig abgehoben und nahbar geblieben ist.
    Als eifriger Verfolger Deiner Leserbriefe in der RNZ und der Beiträge im Blog schätze ich Deine Teilnahme am Diskurs, der Entwicklungen wohlwollend wie kritisch begleitet, nie giftig ist und immer das gewisse Quentchen Humor durchscheinen lässt.
    Es freut mich sehr für Dich, dass Du Deinem Idol so nahe gekommen bist.
    Dein Skatbruder Erich

    *und dass Du mein Mitwirken am Büchlein erwähnt hast.

  4. MIchael Rappe

    Lieber Ralph, das war sicherlich eine unvergessliche Begegnung für Dich. Vor allem ist das Zustandekommen eine sehr besondere Geschichte. So eine bemerkenswerte Persönlichkeit „live“ zu treffen, ist ein Geschenk. In sein persönliches Umfeld eingeladen zu werden, das wird nicht jedem gelingen. Sein soziales, medizinisches und sportliches Engagement ist wohl unerreicht. Kritisieren darf man immer, aber wie man so eine Person öffentlich diffamieren kann, ist mir ein völliges Rätsel. Wie viele krebskranke Menschen haben wohl von seiner Großzügigkeit schon profitiert? „Wonderful world“ war dann wirklich der passende Song zu dieser Begegnung. Und ich kann mich den Vorrednern anschließen: Auch Du als kritischer Geist, als interessierter und offener Mensch, macht diese Welt zu einem besseren Ort. Für mich auf jeden Fall. LG Michael

  5. Martha Berg

    Lieber Ralph, was für eine gute Geschichte! Ich bin kein Fußball Fan, aber ich habe immer mit Interesse zur Kenntnis genommen, was Dietmar Hopp neben all seine beruflichen Tätigkeit hier in der Region an sozialem Engagement gezeigt hat. Alleine diese tollen Hopp-Spielplätze sind wunderbar – und andererseits stark gefährdet. Warum nur? Satt diese positiven Seiten zu sehen, gibt es Randale… Umso besser und wichtiger ist es, Menschen wie Herrn Hopp das auch wissen zu lassen, und offensichtlich ist dir das mit der Sammlung deiner Leserbriefe gut gelungen. Deine „Schreibe“ ist ja auch immer offen und klar. Das Treffen bei ihm zu Hause ist ein tolles Highlight! Glückwunsch!

  6. Picht, Lothar

    Wie gut, dass es noch gute Menschen gibt, die es einem ermöglichen, sich mitfreuen zu dürfen.

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