Sternstunde mit Franke

RNZ Nr. 268 / 19. November 2022
„Provokant und kompromisslos“

Mit Bestürzung und großem Bedauern habe ich vom Tod des Anti-Doping-Jägers Werner Franke erfahren. Ich hatte das Glück und die Freude, ihn persönlich kennenzulernen.

Anlässlich der Manuskriptabgabe im Jahr 1991 des Buches „Doping-Dokumente – Von der Forschung zum Betrug“ im wissenschaftlichen Springer-Verlag in der Tiergarten-Straße durfte ich ihn zusammen mit einem Team der Buchproduktion „hautnah“ erleben. Er brannte ein Feuerwerk von noch nie gehörten verstörenden Informationen, Anekdoten und geradezu kabarettistischen Einlagen ab. Oft wussten wir nicht, ob uns zum Lachen oder Weinen zumute war. Man hatte abwechselnd den Professor für Zell- und Molekularbiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKfZ) und dann aber den ehemaligen Kabarett-Autor für das berühmte Düsseldorfer »Kom(m)ödchen« vor sich. Er lieferte zusammen mit seiner Frau Brigitte Berendonk nicht nur einen akribisch recherchierten Dopingbericht mit brisantem Material ab, er war auch an der äußeren Form des Buches sehr interessiert und zeigte sich beispielsweise vom Umschlag-Entwurf unseres Grafikers Erich Kirchner begeistert. Wir waren beeindruckt von seiner Ausstrahlung, seinem kompromisslosen und scharfzüngigen Aufklärungswillen, aber auch seinem geistreichen Witz und Humor.

Ich habe die Stunden, die ich mit ihm und seiner Frau verbringen durfte, sehr genossen und sie werden unvergessen bleiben. Es war eine absolute Sternstunde in meiner 40-jährigen Tätigkeit im Springer-Verlag.

Ade, Wehmut und Respekt, großer, unerschrockener Jäger.

Schreibe einen Kommentar