RNZ Nr. 138 / 18. Juni 2022 / HINTERGRUND
„Ikone der Pressefreiheit oder ein Spion?“
Julian Assange gehört weder zu der Fraktion der idealistischen Heiligen, noch ist der Kategorie der Schwerverbrecher zuzurechnen. Er hat als investigativer Journalist lediglich seinen Job gemacht, und zwar sehr gut. Indem er geheime Daten gehackt hatte, um amerikanische Kriegsverbrechen beispielsweise im Irak und Afghanistan aufzudecken, hat er der US-Regierung und dem Militär schonungslos und mutig den Spiegel vor das Gesicht gehalten und die hässliche Fratze der Politik und Geheimdienste sichtbar gemacht.
Seit wann handelt es sich in der freien westlichen Welt um ein Verbrechen, das mit 175 Jahren Haft bestraft werden kann, wenn man schreckliche und ungeheuerliche Verstöße gegen die Menschenrechte öffentlich macht? Was würde in den Vereinigten Staaten, welche die Fackel der Freiheit und Demokratie so hochnäsig vor sich hertragen, für ein hysterischer Aufschrei erfolgen, wenn sich das Gleiche im Putinland ereignet hätte?!?
