Eine Zugreise in den Tod

RNZ Nr. 109 / 12. Mai 2022 / REGION HEIDELBERG
„Eine Zugreise in den Tod“

Wenn man mit einem Flugzeug in 10.000 Meter Höhe aus dem Fenster blickt, hat man den Überblick über riesige Regionen und Landschaften, erkennt aber nur Gebirge, Städte und Seen, die Menschen bleiben unsichtbar. Schwebt man dagegen mit einem Paragleiter über den Boden, erfasst man mit seinen Sinnen jeden Maulwurfhügel und den kleinsten Grashalm. Diese scheinbar banale Erkenntnis ist ein wesentlicher Bestandteil der Dramaturgie im Filmgeschäft. Einzelschicksale sind für den Betrachter gefühlsmäßig viel besser nachzuempfinden, als beispielsweise die Chronologie eines schrecklichen Krieges.

Der Altgemeinderat von Eppelheim Helmut Lechner hat sich dieser Methode bedient und zusammen mit Joachim Dahlhaus das Einzelschicksal eines Opfers des Holocaust recherchiert und aus der furchtbaren Masse der Deportierten herausgelöst. Dem Zuschauer fällt es hierbei leichter, sich in die Lage der Opfer hineinzuversetzen und zu fühlen, welche Qualen sie durchleiden mussten. Mit Schaudern stellt er sich vor, wenn so etwas ihm oder seinen Angehörigen selbst widerfahren wäre. Hätte Herr Lechner einen Vortrag über den Holocaust und seine Auswirkungen im allgemeinen gehalten, würden die Zuschauer lediglich „aus dem Fenster des Flugzeuges geschaut“ haben, so aber wurden sie mit dem „Paragleiter“ mitgenommen..

Deshalb vielen Dank an Helmut Lechner und Joachim Dahlhaus für ihre Mühen und Anstrengungen, das Profil eines Einzelschicksal so einfühlsam und authentisch in den Fokus zu stellen.

Ohne Rückkehr

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