RNZ Nr. 108 / 11. Mai 2022
„Ein Fax mit Folgen – aber welchen?“
Was macht ein Politiker, wenn es ihm wie dem berühmten Esel zu wohl wird? Er begibt sich wie der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl auf das politische Glatteis und versucht sich als Whistleblower. In bester investigativer Hacker-Manier händigte er den vertraulichen Brief eines Anwalts des ranghöchsten Polizisten im Land, der nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung suspendiert ist, einem Journalisten aus.
Es ginge ihm um Transparenz im Interesse der Öffentlichkeit war seine fade Entschuldigungsformel im Nachhinein. Zu dem Zeitpunkt als die Staatsanwaltschaft ermitteln wollte, wer den Brief an den Journalisten weitergeben hatte, legte erst einmal das Innenministerium ein Veto ein.
Es wundert nicht, dass der oberste Dienstherr des Ministeriums, nämlich Strobl selbst, die Untersuchung nicht zuließ. Soviel zum Thema Transparenz. Das ist ungefähr so, als ob ich Gäste zu mir nach Hause einlade, Ihnen aber meine Adresse nicht mitteilen will.