Nur Putins Krieg?

Man kann immer wieder Kommentare in den Medien lesen und hören, in denen behauptet wird, dass dies der Krieg von Wladimir Putin sei und nicht der des russischen Volkes, welches fast mit einem Anfall von Mitgefühl von jeglicher Schuld freigesprochen wird. Auch die Politik mit Kanzler Olaf Scholz an der Spitze vertritt vehement diesen Standpunkt.

Ich kann mich diesen Überlegungen nicht anschließen, zumal Dreiviertel der russischen Bevölkerung die „Befreiung“ der Ukraine gutheißt. Sie lassen sich Tag für Tag von der einseitigen Kriegsberichtserstattung beeinflussen und wollen größtenteils gar keine zweite Meinung zu dem furchtbaren Geschehen wissen. Ebenso wie Putin träumen sie von der Wiederherstellung der „ruhmreichen“ Sowjetunion und hegen Groll gegenüber den westlichen Mächten wegen ihrer Überheblichkeit und Schadenfreude nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion unter Michail Gorbatschow.

Da tauchte ein Volkstribun Putin gerade zur rechten Zeit auf, um das angeschlagene Image und ramponierte Selbstverständnis wieder herzustellen. Im Zeitalter des Internets ist es aber möglich – zugegebenermaßen mit Hindernissen und Gefahrenes verbunden – sich unvoreingenommen und objektiv informieren zu lassen. Aber dieser Wille ist bei einem Großteil der russischen Bevölkerung gar nicht existent, da es in die derzeitige ideologische und nationalistische Stimmung nicht hineinpasst.

In den letzten Tagen und Wochen werden von Historikern mehr oder weniger stimmige Vergleiche zwischen Putin und Hitler gezogen und man möchte den russischen Präsidenten wegen zahlreicher Kriegsverbrechen auf der Anklagebank im Internationalen Strafgerichtshof von Den Haag sitzen sehen.

Wenn man aber auf die Nürnberger Prozesse zurückblickt, so war damals auch „das deutsche Volk“ von den alliierten Siegesmächten angeklagt und niemand gebrauchte das Schlagwort „Hitlers Krieg“. Man darf es sich nicht so leicht machen, indem man so tun, als ob eine Person den Krieg alleine führt und das Volk gar nichts damit zu tun hat.

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