Mahner in der (Fußball)Wüste

RNZ Nr. 287 / 12. Dezember 2023 / SPORT
„Im zweiten Anlauf“

Wurde nicht von der Sportredaktion der RNZ als Leserbrief veröffentlicht

 

Die Vertreter der Fußball-Bundesliga haben der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Erlaubnis erteilt, mit potentiellen Geldgebern zu verhandeln. Dieser Vorgang erscheint mir so, als ob eine nicht sehr „ gut betuchte“ Familie auf Teufel komm raus mit ihrer protzig Geldscheine um sich werfenden Verwandtschaft mithalten möchte. Aber auf lange Sicht werden sie immer der zwar geduldete, aber belächelte Familienzweig bleiben. In die Realität übertragen, haben die Vereine gegen die Milliarden von Petrodollars auf Dauer keine reelle Chance, es sei denn sie schließen – wie die Engländer – einen Pakt mit den Wüstensöhnen und verkaufen ihre (Fußball)Seele vollends.

Bei dem angestrebten Deal sollen zwischen 600 Millionen und einer Milliarde Euro für die Auslagerung der Medienrechte einer DFL-Tochtergesellschaft bereitgestellt werden. Im Klartext heißt dies, dass die Fußball-Medien-Landschaft neu geordnet wird, Rechte für digitale Übertragungen, egal ob national oder international, neu verteilt werden, die Abonnenten Verträge kündigen und neue Konstrukte ohnmächtig akzeptieren müssen, die Beitrage steigen und die Spielpläne noch mehr auseinandergerissen werden.

Hans-Joachim Watzke, der griesgrämige Boss der gelb-schwarzen Borussia beklagte bissig und mit Häme das Nachwuchs-Programm des DFB, freut sich aber diebisch, wenn Geld durch Spiele in die Kasse gespült werden, die an einem Montag so spät beginnen, dass so gut wie keine Jugendlichen ins Stadion kommen können.

Warum müssen wir immer den schlechten Beispielen nacheifern? Lassen wir doch die Reichen ihre Super-Liga gründen, gönnen den Bayern diesen elitären Status, erfreuen uns dafür an spannenden Spielen in den Bundesligen und an tollen Spielern, wie Bellingham, Thuram oder Haaland, die in der Bundesliga „ihren letzten Schliff“ erhalten. Die 2. Liga boomt mit Zuschauerzahlen, um die uns die ersten Ligen von halb Europa beneiden.

Lasst uns zum ursprünglichen Fußball mit Herz und Leidenschaft zurückkehren, ohne Expected Goals (was für ein Blödsinn für Umstände, die erwartet werden und nicht eintreten !!!), ohne Trainer, die an Computern Spielsysteme konzipieren, welche Spieler überfordern und Fans langweilen, ohne den ominösen Keller in Köln, der Emotionen im Keim ersticken kann und besuchen wir wieder mehr die Spiele der Amateure.

 

Schreibe einen Kommentar