Da hatte mal wieder eine Ansammlung von Wortakrobaten Langweile verspürt und gründete diverse Arbeitsgruppen. Sie ließen den Berg kreißen, um diese Maus, sprich neuste Wortkreation, zu gebären: „Babyboomer“!
Als Babyboomer werden Personen bezeichnet, die etwa von Mitte der 1950er bis Ende der 1960er Jahre geboren wurden. In diesem Zeitraum gab es außergewöhnlich viele Geburten in Deutschland. Der Geburtsjahrgang 1964 ist mit 1,35 Millionen Personen der geburtenstärkste Jahrgang seit 1945.
Darauf können sie stolz sein: Sie haben dieses Land mit ihrer Qualität und Quantität wieder zu einer echten Bedeutung geführt. Insofern spielen sie für die Gegenwart eine fundamentale Rolle. Hier gilt es, vorausschauend zwischen beiden Dimensionen zu unterscheiden: quantitativ fehlen sie bald als Steuerzahler, hinterlassen riesige Lücken im Arbeitsmarkt und haben noch viele Jahre großen Einfluss bei Bundestagswahlen. In qualitativer Hinsicht waren sie maßgeblich an den spektakulären Fortschritten in fast allen Lebensbereichen der letzten vierzig Jahre beteiligt. Darüber sollten sie sich angeblich schämen: Sie haben ihre eigenen Erkenntnisse und Errungenschaften für die Zukunft nicht ernst genommen. Schon vor Jahrzehnten war klar, dass der demografische Wandel und der Rückgang der Geburtenzahlen dringende präventive Maßnahmen erfordern. In Bezug auf die ökologische Thematik war es genauso.
Ob Bundesbahn, Gesundheitssystem oder Bürokratie, seit vielen Jahren sind auch akute und weitsichtige Veränderungen existentiell, aber sie sind nur halbherzig angegangen worden. Dies liegt meiner Meinung nach daran, dass man sehr lange und zu lange an den Gewohnheiten und Methoden des ohne Zweifel erreichten Erfolges festgehalten hat. Man hat versäumt, harte, präventive Entscheidungen zu treffen. Es wurde lieber gezögert und versprochen, in dem über Jahrzehnte aufgebauten Glauben: Irgendwie schaffen wir das.
Bei der Reizwort-Schöpfung „schaffen wir das“ nähern wir uns den elementaren Ursachen der jahrelangen Vernachlässigungen, die wir mit einem einzigen Namen zusammenfassen können: Angela Merkel, 16 lange Jahre Bundeskanzlerin und für die Richtlinien der Politik verantwortlich. Ein Politikerin, die es bei der Kategorie „Aussitzen von dringenden Problemen“ zu einer gewissen Meisterschaft gebracht hatte. Von ihren Anhängern wurde sie geradezu verehrt, dass sie die Bundesrepublik sicher und ohne Komplikationen durch ruhige Gewässer geführt habe. Ja, es war ruhig, weil eben nichts passierte, schließlich wurde nur Altes verwaltet und bewahrt, nichts Neues, Innovatives in Angriff genommenen. Genau dies wirft man nun den Mitmenschen der frühen Geburt vor, so als ob es die Bundeskanzlerin nie gegeben hätte. Dabei standen die kritisierten „Babyboomer“ viele Jahre unter dem Einfluss einer einschläfernden und regressiven Politik der „Mutti“ . Das einzige was man ihnen vorwerfen kann, ist die Tatsache, dass man fast wehr- und klaglos das Merkelsche Zeitalter über sich ergehen ließ.
Der Name Angela Merkel taucht heute fast nur noch bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth auf… und das ist gut so!
