Spiegelbild der Gesellschaft

RNZ Nr. 270 / 22. November 2023 / SPORT
„Alarmstufe Rot“

Am 23. November 2023 von der RNZ im Sportteil als Leserbrief veröffentlicht

Seit dem kläglichen Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM 2018 in Russland herrscht in ganz Fußball-Deutschland Uneinigkeit, welche Gründe für die andauernde Krise verantwortlich sind. Charakter, ungenügende Nachwuchsarbeit, Taktik, Mentalität, fehlendes Können und Selbstüberschätzung sind nur einige der Schlagwörter, welche in der Republik die Runde machen.

Dabei ist des Rätsels Lösung ganz simpel. Die Mannschaft ist schlicht und einfach ein Spiegelbild unserer Politik und unserer Gesellschaft. Der Wirtschaftskraft geht immer mehr die Luft aus, die IT-Landschaft gleicht eher einer öden Wüstenregion, die Ergebnisse unserer Schülerinnen und Schüler bei den Pisa-Studien rufen stets eine Schockstarre hervor, die Ampel schafft es nicht einen geregelten Haushalt aufzustellen, der Zustand der Bundeswehr ist eher für einen Friedenspreis als für Selbstverteidigung geeignet, die Bahn fährt insgesamt mehr Jahre an Verspätungen als Gewinn ein, die Straßen und Brücken sind marode, selbst bei der Lebenserwartung rangieren wir Männer beispielsweise hinter den Malediven, Zypern, Irland und Südkorea nur im Mittelfeld… und Songs können wir auch nicht schreiben, was uns jedes Jahr beim European Song Contest schmerzvoll vor Augen geführt wird.

Da sollten wir auch unsere Erwartungen bezüglich des Abschneidens der Millionäre in kurzen Hosen herunterschrauben und uns über Siege ohne Gegentore gegen Fußballgiganten, wie Oman und Peru, freuen.
In „made in germany“ hat sich eine dicke fette Made eingeschlichen.

Die Herabstufung

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Michael Rappe

    Leider trifft das alles zu. Ich frage mich, wann dieser Niedergang in allen Bereichen angefangen hat. Sicherlich nicht unter der jetzigen Regierung, die für alles die Schuld bekommt. Ging es schon bei Helmut Kohl los, der auch viele Entwicklungen verschlafen hat? Unter Gerhard Schröder, der einiges richtig, aber auch vieles falsch gemacht hat? Oder war es dieses unsägliche Nichtstun von Angela Merkel? Es ist Mode geworden, dass nur noch das Nötigste getan wird. Wenn alle, die Leistung bringen, auch entsprechend bezahlt würden, wäre die Stimmung vermutlich eine andere. Genauso gilt, wer die Leistung nicht bringt, muss mit Kürzungen leben. Genau das ist im männlichen Profifußball nötig. Es ist schwer erträglich, dass die derzeitigen Nationalspielerin für so eine Nicht-Leistung auch noch Geld bekommen. Während sich Krankenschwestern, Pflegekräfte, Polizist:innen oder manche Freiberufler kaum das Nötigste zum Leben leisten können.

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