Schwarz-Weiß-Sicht

Am 21. Oktober 2023 in der RNZ als Leserbrief veröffentlicht

 

Zwei Beispiele in diesen Tagen, wie man durch das Wörtchen „aber“ in die Nähe des Antisemitismus und Rechteradikalismus gedrängt werden kann:
Die Rede des slowenischen Philosophen Slavoj Žižek hatte bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse für Tumulte gesorgt. Žižek sagte, er verurteile die terroristischen Angriffe der Hamas auf die israelische Bevölkerung, betonte aber, man müsse auch den Palästinensern zuhören und deren Hintergrund beachten, wenn man den Konflikt verstehen wolle.

Der Journalist Marcel Reif schilderte in der Talkshow von Sandra Maischberger seine sentimentalen und optimistischen Gefühle bei der Ankunft der ersten Asylanten am Münchner Hauptbahnhof im Sommer 2015. Damals sei es die richtige Entscheidung gewesen, „die Tore weit zu öffnen“. Aber heute mit einem gewissen zeitlichen Abstand sei er der Meinung, dass die „Tore zu weit und zu lang“ geöffnet wurden.

Es ist ein Zeichen unserer Zeit, dass Relativieren und Abwägen nicht mehr gefragt sind, sondern nur noch Schwarz-Weiß-Entscheidungen.

Slavoj Žižek bei seiner Rede in Frankfurt
Freudige Begrüßung der ersten Asylanten

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