RNZ Nr. 127 / 5. Juni 2023 / WIRTSCHAFT
„Noch viele Beschwerden über die Post“
Wurde von der RNZ am 10. Juni 2023 nicht als Leserbrief veröffentlicht
Wenigstens im Fabrizieren von Ausreden bleibt die Post weiterhin unangefochten Spitzenreiter. Im Mai 2023 gingen 2.500 kritische Eingaben bei der Bonner Behörde ein, das waren 400 mehr als im April und fast doppelt so viele wie im Mai des Vorjahres.
Aber das ist für die Post so gar kein Grund zur Beunruhigung, denn ein offizieller Sprecher nannte die Zahlen „wenig aussagekräftig“ und die hohe Anzahl der Beschwerden „nicht eins zu eins mit „Qualitätsproblemen gleichzusetzen“. Sehr seltsame Auslegungssache, denn ich habe noch nie gehört, dass Beschwerden nichts mit Problemen zu tun haben sollen. Außerdem spiele – nach Ansicht der Post – die Berichterstattung der Presse eine Rolle. Endlich gelangen also die wahren Verursacher der Misere an das Licht der Öffentlichkeit: Die böse Presse ist nämlich schuld daran, dass der Paket- und Briefversand inzwischen das Niveau der Zugausfälle und -verspätungen der Bahn erreicht hat.
Hoffentlich nimmt sich die Post nicht an den Gepflogenheiten mancher Herrscher im Altertum ein Beispiel und verlangt eine Bestrafung für die Übermittler schlechter Nachrichten.