Gleichgültigkeit oder Resignation?

Neulich saß ich auf einer Bank im Mannheimer Luisenpark, umgeben von einer Horde schreiender, wütend aufstampfender und nörgelnder kleinen Ungetümen. Da wurde ich schmerzlich an die Worte einer Ex-Kollegin erinnert, die jeden Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ins Büro fuhr. Sie sprach von kleinen halslosen Ungeheuern, die in Bussen und Straßenbahnen ungestraft ihre Mitmenschen tyranisierten.

Was mich immer wieder erstaunen, ja manchmal sogar mit Entsetzen erfüllt, ist der Umstand, dass in dem Maße in dem die kleinen Plagegeister jähzorniger, aggressiver, fordernder und unbeherrschter werden, die Eltern immer nachgiebiger und zögerlicher reagieren.

Sie scheinen sich hinter dem Walldorf-Schulen Motto „Das Kind muss sich ohne Zwang frei entwickeln können“ gern zu verschanzen. Vielleicht sind sie aber auch dem Irrglauben verfallen, dass sich ihr Nachwuchs später im „richtigen Leben“ gegen konkurrierende Mitmenschen besser die viel zitierten „Ellenbogen“ gebrauchen und sich „durchsetzen“ könnten. Die wichtigsten Werkzeuge, wie Eigensinn und Trotz, konnten sie sich schon in frühster Jugend ungestört aneignen. Ich will hoffen, dass nicht Gleichgültigkeit oder sogar Resignation das Handeln der Eltern leitet.
Selbstverständlich kann kann man das Verhalten von Eltern und Kindern nicht über einen Kamm scheren, aber scheinbar ist der Trend nicht unser friend.

Man möge mich bitte nicht missverstehen, ich halte mich nicht für einen alten verbitterten Kinderschreck, aber ich glaube, doch noch in der Lage zu sein, ein fröhliches und ausgelassenes Kinderlachen von jähzornigen und ohrenbetäubenden Gebrüll zu unterscheiden.

Es wäre schon ein guter Schritt in die richtige Richtung, wenn die oft gestressten Eltern lieber die unverbesserlichen Schreihälse unter ihren Kinder mit den Grundregeln des menschlichen Zusammenseins vertraut machen würden, als verzweifelt die Schuld bei sich selbst zu suchen.

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