Ich kann scheinbar die Komplexität von politischen Entwicklungen nicht erkennen oder habe keine Ahnung vom Wesen junger Frauen in der Politik. Wahrscheinlich trifft aber leider beides zu.
Erst war ich leicht amüsiert, als Annalena Barbock zusammen mit Robert Habeck in die Doppelspitze der Grünen gewählt wurde. Ich betrachtete sie ziemlich herablassend als weibliches Feigenblatt der Partei. Aber als sie statt „meines“ Wunschkandidaten Habeck. Kanzlerkandidatin der Grünen wurde, fand ich das ganze gar.nicht mehr allzu lustig. Dem grünen Fass schlug es aber den politischen Boden aus, als die Agenturen schließlich vermeldeten, dass sie Außenministerin der Bundesrepublik Deutschland werden würde.
Ich tröstete mich machomäßig mit dem fiesen Gedanken, dass „die Großen“ dieser Welt, dieses zwar hübsch anzusehende Persönchen mit der krächzenden Piepsstimme beim ersten Zusammentreffen „in der Pfeife rauchen“ würden. Ich gab ihr ein viertel Jahr Zeit bis sie politisch erledigt wäre und sich danach sehnen würde, sich lieber wieder dem geliebten Trampolinsport zu widmen als von den Putins, Bidens und Macrons vorgeführt zu werden.
Aber ob ich wollte oder nicht, Tag für Tag verwandelte sich das „hässliche Entlein“ immer mehr in eine kämpferische und unerschrockene Schwanendame, so dass ich heute schon gar nicht mehr weiß, wie eigentlich ihr Vorgänger hieß (ist sicher keine Bildungslücke). Frau Bärbock wurde in der Zeit einer der gefährlichsten Krise der Nachkriegszeit ins kalte Wasser geschmissen und fühlt sich im nassen Element so pudelwohl wie beim Salto auf dem Trampolin. Größere Felsbrocken als in der furchtbaren Gestalt des gefräßigen russischen Bären hätte man ihr zum Start ihrer Amtszeit nicht in den Weg legen können, aber bisher versteht sie es sehr gut, die Hindernisse zwar nicht aus dem Weg zu räumen, aber zumindest ihnen mit Cleverness und weiblicher Intuition ohne Schaden auszuweichen.
Sorry, Frau Außenministerin, ich beginne erst jetzt langsam (sie) zu verstehen und zu schätzen. Bin halt doch nur ein Mann.
