Weniger wäre mehr

Ich gebe es zu, es erscheint äußerst unfair und unentschuldbar voreingenommen, aber als ich vor einigen Wochen zum ersten Mal ein Interview mit dem ukrainischen Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk sah, machte er auf mich einen unsympathischen und geradezu arroganten Eindruck. Bei allem Verständnis für seinen verzweifelten Kampf seinem leidenden Volk zu helfen, erschienen mir sein diplomatischen Fähigkeiten und Sensibilität sehr limitiert zu sein. Er führt seinen leidenschaftlichen Kampf mehr mit dem Vorschlaghammer als mit dem Florett.

Seine Forderungen waren oft überzogen, konnten von den Angesprochenen nur bis zu einem gewissen Punkt erfüllt werden, sein Ton kann man als aggressiv und auch verletzend bezeichnen. Weniger wäre mehr gewesen und hätte wahrscheinlich zu häufigeren Teilerfolgen geführt. Ich glaube nicht, dass er mit dieser hemdsärmeligen Vorgangsweise seinem Volk eine große Hilfe war und ist.

Nun hat Melnyk die Teilnahme an einem vom Bundespräsidenten veranstalteten Solidaritätskonzert für die Ukraine mit der Begründung abgesagt, dass nur russische Solisten, keine Ukrainerinnen (???) eingeladen worden seien. Wörtlich: „Ein Affront. Sorry, ich bleibe fern.“ Erstens hatte er damit das Staatsoberhaupt eines Staates, in dem er Gast ist, brüskiert und zweitens sollte er eher den russischen Solisten für ihre Haltung Hochachtung zollen, als sie durch seine Absage zu diskreditieren.
Im Zentrum des gesamten Programms stand übrigens der bedeutende ukrainische Komponist Valentin Silvestrov.

„Sorry, Herr Melnyk, ich bleibe bei meiner nun nicht mehr voreingenommenen Meinung.“

Andrij Melnyk kämpft mit allen Mitteln für sein Volk

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Dunja Görges

    Ich sehe das genauso. Bei allem Verständnis für sein Anliegen, möglichst viel Unterstützung für die Ukraine zu gewinnen, empfinde auch ich seine Art als unangenehm leicht kränkbar, überheblich, sehr fordernd und dabei unterschwellig aggressiv-vorwürflich. So hilft man nicht mehr gern, wenn man immer den Eindruck vermittelt bekommt, dass es zu wenig und zu spät erfolgt. Und Kanzler Scholz muss natürlich selbst seine politischen Entscheidungen treffen, und kann dies auch sehr gut tun, aber nicht auf die plump geäußerten Forderungen von Hrn. Melnyk hin. Ich habe den Eindruck, man ist aber derzeit zu höflich, ihm das deutlicher mitzuteilen, weil man sich dann in der Öffentlichkeit zum A.. macht. Auch seine rechts- nationalen Gesinnungen und die Nähe zum Asow-Regiment darf man nicht ansprechen. Es wäre schön, beizeiten einen anderen, aufgeschlosseneren ukrainischen Botschafter in Berlin begrüßen zu dürfen.

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