Neuerdings hetzen die Kommentatoren von Fußballspielen einem Geist hinterher, den sie „Momentum“ nennen. Ich habe ihn trotz intensivstem Studium der TV-Bilder noch nicht entdecken können. Ich weiß nur von ihm, dass es sich um ein Neutrum und Substantiv handelt. Ansonsten machen die Reporter nur vage und geheimnisvolle Andeutungen über diese Erscheinung aus der Geisterwelt. Das Momentum scheint sehr anpassungsfähig zu sein: Entweder ist es richtig, manchmal falsch, zuweilen gut erfasst, aber auch verpasst. Wie ein Irrlicht geistert dieses mystische Phänomen über die Pressetribünen der Stadien unserer Republik. Es gelang bisher nur wenigen Glücklichen und Auserwählten es einzufangen.
Für mich persönlich wäre das beste „Momentum“, wenn die Kommentatoren kompetent und zurückhaltend nur das berichten würden, was für den Durchschnittszuschauer informativ und interessant ist. Wenn ihnen das gelingen würde, dann sollte man ihnen ein Monument errichten – wenn das Momentum gekommen ist.
