RNZ Nr. 36 / 14. Februar 2022 / SPORT
„Erfolgreiches Ablenkungsmanöver“
Wer hat es nicht schon mal in seiner Kindheit erlebt? Ein kleiner Dreikäsehoch, der kein Stück von der Geburtstagstorte abbekommen hatte, teilte der Runde mit hochnäsiger Stimme mit, dass er so „süßes Zeug“ ja überhaupt nicht mag.
Nach diesem Beleidigtem-Leberwurst-Prinzip handeln die Ex-Bayern Bosse Uli Hoeneß und Karlheinz Rummenigge schon seit geraumer Zeit. Es fing mit Toni Kroos an , der nach dem Gewinn der WM in Brasilien zu Real Madrid wechselte. Hoeneß qualifizierte den frisch gebackenen Weltmeister mit dem Satz ab: „Toni Kroos hat in diesem Fußball nichts mehr verloren.“ Beim Ex-Spieler Juan Bernat, der zu PSG Paris abwanderte, trat Hoeneß mit den Worten nach, dass er teilweise „sauschlecht“ gespielt habe. Den ehemaligen Trainern Louis van Gaal und Carlo Ancelotti giftete die „Abteilung Attacke“ ebenfalls mit Aussagen der untersten Schublade hinterher. Da wollte natürlich sein Nachfolger Karlheinz Rummenigge nicht hintenanstehen. Er bezeichnete in diesen Tagen Niklas Süle, der es wagte den Entschluss zu fassen, Abschied von den Bayern zu nehmen, als einen brauchbaren Spieler, der sich aber nie wirklich durchgesetzt habe.
Was lernen wir aus diesen nicht sehr brauchbaren Aussagen der emeritierten Bayern-Gewaltigen? Indem ein Spieler oder Trainer Bayern München verlässt, verwandelt sich sein Status schlagartig und auf wundersame Art und Weise von internationaler Klasse in Kreisklasse.