RNZ Nr. 263 / 13. November 2021 / Heidelberg
„Fauler Pelz“: Das Land macht ernst
In diesem Jahr mussten bereits 25 psychisch kranke und suchtkranke Menschen, die innerhalb der gesetzlichen Frist im Maßregelvollzug nicht untergebracht werden konnten, in die Freiheit entlassen werden. Man nimmt stillschweigend in Kauf, dass sie eine erhebliche Bedrohung für die Allgemeinheit darstellen. Zum besseren Verständnis, es handelt sich hierbei um Straftäter, die von der Justiz für eine gewisse Zeit oder für immer in eine freiheitsentziehende Unterbringung (juristisch korrekt) eingewiesen wurden und die dann ohne ausreichende Therapie und Hilfestellung wieder auf freien Fuß gesetzt werden!
Verzweifelt greift jetzt das Sozialministerium Baden-Württemberg in seiner Not sogar auf den altgedienten „Faulen Pelz“ zurück, ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert und das Gegenteil einer modernen Therapieanstalt. Armutszeugnis und zugleich Bankrotterklärung!
Auch auf die Gefahr hin, dass es polemisch klingen mag, stelle ich die Frage in den Raum, ob es nicht besser gewesen wäre, die 21 Millionen Euro, die für die sinnfreie Aktion „The Länd“ ausgegeben werden, in den Ausbau des Maßregelvollzugs zu investieren?
Es ist schon paradox, wenn „The Länd“ ernst macht, wirkt es lächerlich.

Das ehemalige Gefängnis „Fauler Pelz“ in der Heidelberger Altstadt. Archivfoto: Dagmar Welker