Brief an Jan Josef Liefers

Der Schauspieler, Musiker, Regisseur und Produzent Jan Josef Liefers kündigte an, sich ebenfalls an der Aktion #allesaufdentisch beteiligen zu wollen. Inzwischen sind zwei Videos abrufbar, in denen der Schauspieler mit einem Medienwissenschaftler die
Corona-Berichterstattung kritisierte, weil er sich offenbar in die DDR zurückversetzt fühlte.

Daraufhin habe ich Herrn Liefers den nachstehenden Brief geschrieben, den ich aber nicht abgeschickt habe, da man nur auf Twitter und Instagram mit ihm kommunizieren kann. Diese digitalen Plattformen (der Begriff „platt“ passt genau!) lehne ich aus Überzeugung ab.

Hallo Herr Liefers,
Sie mögen ein ganz passabler Schauspieler und auch ein durchschnittlich begabter Sänger sein, aber tun Sie mir den Gefallen und halten sie sich bitte aus der öffentlichen Covid-Diskussion heraus oder fangen Sie endlich an, sich umfassend über dieses komplexe Thema zu informieren.

Leider haben Sie vergessen, dass die mehr oder weniger klugen und manchmal auch witzigen Kommentare im Fernsehen nicht aus ihrer Feder stammen und ihre Aufgabe nur darin besteht, die Texte auswendig zu lernen und unfallfrei nachzusprechen. Sie müssen den Sinn dieser Formulierungen noch nicht einmal verstehen.
Wenn Sie sich aber kreativ an pseudo-satirischen Aktionen wie #allesaufdentisch oder #allesdichtmachen versuchen, dann überschätzen Sie ihr künstlerisches Potential und Ihre Kreativität gewaltig.

Sie haben einen Tag auf einer Intensivstation verbracht. Dafür zolle ich Ihnen uneingeschränkt Respekt. Völlig richtig hatten Sie dort erkannt, dass überwiegend ungeimpfte Patienten mit dem Tod rangen und teilweise den Kampf auch verloren hatten.
Es musste Ihnen eigentlich bei Ihrem Besuch klar geworden sein, dass nur impfen und nochmals impfen diese schreckliche Pandemie zu besiegen vermag. Als Resümee rangen Sie sich aber nach Ihrem Aufenthalt lediglich die hohl klingende und enttäuschende Phrase ab, jeder solle für sich selbst entscheiden, ob er sich impfen lassen wolle oder nicht. Das kommt mir vor, wie ein entschiedenes Vielleicht!

Zu ihrem gewagten Vergleich mit der DDR nur diese kleine Anmerkung: Wenn Sie damals die DDR-Organe mit Zuständen im dekadenten Westen verglichen hätten, wie Sie es heute mit verkehrten Vorzeichen taten, dann säßen sie heute nicht auf einem bequemen Talkshow-Sessel bei Frau Illner, sondern auf einer harten Pritsche …im Gefängnis.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch weiterhin Intensivstationen nur interessehalber besuchen müssen.

Es grüßt Sie
Ralph-Peter Fischer

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