Im Regen stehen gelassen

Welch ein Aufschrei ging in diesen Tagen durch die deutsche Medienlandschaft! Bei einer Kontrolle auf dem Kabuler Flughafen hielt ein Bundeswehr-Soldat die Ausreisepapiere einer afghanischen Ortskraft, welche sieben Jahre lang für Deutschland gearbeitet hatte, u.a. Anfertigung von PR-Videos für die Bundeswehr, für eine Fälschung und verweigerte ihr die Ausreise.

Die ganze Wahrheit kommt aber erst später an das Tageslicht: Die Papiere enthielten mehrere gravierenden Schreibfehler und einen fehlerhaften Briefkopf. Ein Sprecher der Bundeswehr sprach gegenüber dem Magazin „Spiegel“ von einem tragischen Fehlverhalten des Soldaten. Wo lag denn da der Fehler? Das einzige Wort, welches bei dieser Aussage stimmt, ist das Adjektiv „tragisch“. Was blieb ihm denn anderes übrig? Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine Fälschung handelte war evident höher als dass die Papiere in Ordnung gewesen wären. Hätte er die Person „durchwinken“ sollen, obwohl das Dokument fehlerhaft war? Bei dem heillosen Durcheinander auf dem Flughafen war er gezwungen, eine schnelle Entscheidung zu treffen. Da lässt die Bundeswehr ihren Soldaten einfach „im Regen stehen“, obwohl er situativ nur seine Pflicht erfüllt hatte.

Aber eine Meldung über eine fehlerhaftes Verhalten lässt sich leider von den Medien besser „verkaufen“ als ein nachvollziehbares korrektes Verhalten, denn der wahre Sachverhalt war dann nur noch eine Randnotiz wert.

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