Bundesaußenminister Maas redete nicht länger um den heißen Brei herum herum: Alle beteiligte hätten die Situation in Afghanistan fehlinterpretiert.
Nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan kehrte in der Bundesregierung Ernüchterung ein. „Es gibt auch nichts zu beschönigen: Wir alle – die Bundesregierung, die Nachrichtendienste, die internationale Gemeinschaft – wir haben die Lage falsch eingeschätzt“, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas. „Es gebietet die Ehrlichkeit, das in aller Form so einzugestehen.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach im CDU-Präsidium von „bitteren Stunden“. CDU-Chef Armin Laschet bezeichnete die gegenwärtige Lage als größtes Debakel, der Nato in seit ihrer Gründung.
Blogkommentar
Wenn man Schüler und Schülerinnen vor ein paar Wochen in der Schule im Fach Gemeinschaftskunde gefragt hätte, was passieren könnte, wenn die Soldaten der internationalen Schutzmächte überhastet abgezogen würden, dann hätte die Antwort überwiegend gelautet, dass die Taliban in „null komma nix“ das Land erobern und besetzen würden.
Aber Außenminister Heiko Maas vertrat noch vor Wochen die exklusive Meinung, dass die Taliban nicht „das Zepter in die Hand bekommen“ würden, das Land zu beherrschen. Trotz zahlreicher Warnungen, u.a. aus der deutschen Botschaft in Kabul, wurden keine Evakuierungspläne vorbereitet.Selbst die Evakuierung des deutschen Personals sowie der um ihr Leben fürchtenden afghanischen Mitarbeiter und ihrer Familien gelingt nicht ohne fremde Hilfe – wenn überhaupt. Wahrscheinlich sind die Flugzeuge in so einem schlechten Zustand, dass sie nur mit großer Verspätung vom Boden abheben können. Wäre ja auch nicht das erste Mal (siehe schlecht gewartete und defekte Regierungsmaschinen).
Ein beispielloser Dilettantismus, der für das Elend und den Tod einer noch nicht vorhersehbaren Menge von unschuldigen Menschen verantwortlich ist.
Die zuständigen Politiker werden das Repertoire der faden Entschuldigungen und peinlichen Beschönigungen herunter leiern, routiniert tiefstes Bedauern aussprechen, aber keine Verantwortung übernehmen.