SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz kann sich seine Parteichefin Saskia Esken als Ministerin in einer künftigen Bundesregierung vorstellen. „In der SPD sind viele ministrabel“, sagte Scholz dem „Spiegel“, „die Vorsitzenden selbstverständlich auch“.
Wenn man diese Zeilen liest, geht man davon aus, dass Scholz von sich aus dieses Statement abgegeben habe. Man fragt sich, warum er „ohne Not“ die nicht gerade mit einem Übermaß an Charisma und Überzeugungskraft gesegnete SPD-Teil-Vorsitzende „ins Spiel“ bringt. Da ist zu befürchten, dass er auch noch die „Sympathieträger“ Rudolf Scharping und Martin Schulz als Minister-Kandidaten offerieren wird. Sogleich werden Schlagzeilen produziert, wie: „Scholz droht mit Esken!“ oder fast schon poetisch „Warum verdüstert er seine Sonne durch einen Schatten?“
Aber in Wirklichkeit hat er nur die bewusst harmlos klingende Frage des Spiegels beantwortet. Was soll er auch antworten?!? Er kann ja nicht der eigenen Partei-Vorsitzenden die Fähigkeit absprechen, ein Ministeramt zu bekleiden.
Eine leider inzwischen alltägliche und bewährte Taktik der Medien besteht darin, die Antwort des Interviewten so dazustellen, als ob er von sich aus das jeweilige Thema angestoßen habe.