Die wahre „Seele“ der Olympischen Spiele

Den von mir sehr geschätzte Sportjournalist und Korrespondent der RNZ bei den Olympischen Spielen in Tokio, Michael Wilkening, scheint die Eröffnungsfeier in eine irreale Euphorie versetzt zu haben. Er kommt zu dem Fazit, dass die Befürchtung, dem größten Sportfest der Welt könne die Seele entrissen werden, weil die Zuschauer den Wettkämpfen fernbleiben müssen, eine totale Fehleinschätzung sei.
Wilkening versah seinen Beitrag mit dem pathetischen Titel „Kraft der Olympischen Idee“. Er ist der Meinung, dass sich der Olympische Gedanken auch ohne Zuschauer und trotz der Ablehnung des überwiegenden Teils der japanischen Bevölkerung durchsetzen werde.

Aber der wahre Grund weshalb die allgewaltigen Herren des IOC das Zustandekommen der Spiele trotz einer furchtbaren Pandemie und der Gefahr von endlos vielen neuen Infektionsketten gegen alle Widerstände „durchgepeitscht“ hatten, ist nicht die „Kraft der Olympischen Idee“, sondern die unstillbare Gier nach Geld und Macht.

Die „Seele“ der Spiele besteht immer weniger aus dem fairen Kräftemessen der Athleten und den fröhlichen Begegnungen der Sportler aus aller Welt. Die wahre Seele offenbart sich im unerbittlichen Kampf um Marktanteile der Weltkonzerne wie Coca Cola, Adidas oder Toyota. Handlanger dieser Unternehmen sind die großen Fernsehanstalten, die sowohl die Botschaften des Konsums verkünden als auch durch das Einschalten von Werbeblocks Riesensummen verdienen.

Geld verdirbt nicht nur den Charakter, sondern erstickt nach und nach immer mehr die olympische Flamme mit ihrer ursprünglichen völkerverbindenden Idee des Pierre de Coubertin. Mit oder ohne Zuschauer.

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