Die vergessenen Sieger

Nun mit Beginn der umstrittenen Olympischen Spiele in Tokio startet wieder die olympische Erbsenzählerei. Die sogenannten Medaillenspiegel halten Einzug in die Medien. Akribisch wird jedes einzelne Edelmetall gezählt und in der Länderwertung aufaddiert. Nur weiß man zu diesem Zeitpunkt (noch) nicht, welche Medaille mit sauberen Mitteln errungen wurde.

Ich schlage deshalb vor, dass man nach den Olympischen Spielen jährlich sogenannte bereinigte Tabellen präsentieren sollte. In den Rubriken sind dann die Medaillen der inzwischen des Dopings überführten Sportlerinnen und Sportler zu streichen und durch die sauberen „Nachrücker“ zu ersetzen. Sportler, die auf unfaire und verbotene Mittel verzichtet hatten und beispielsweise auf einem 4. Platz (Blech statt Bronze) gelandet waren, werden gerechterweise durch die nachträgliche Disqualifikation der überführten Dopingsünder zu verspäteten Medaillengewinnern.

Trotzdem sind sie unwiderruflich benachteiligt, denn die Öffentlichkeit nimmt die nachträgliche Aufwertung kaum noch wahr. Kein spontaner Jubel, keine enthusiastischen Kommentare in den Medien, keine Interviews, keine Werbeverträge, kein begeisterter Empfang in der Heimat. Nur noch Chronistenpflicht und lediglich eine kleine Randnotiz in der großen Welt des Sports.

Wir leben im Zeitalter der betrogenen und vergessenen Sieger.

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