Ich kann es kaum abwarten bis der September anbricht, denn dann hat die gurrende und aufdringlich lärmende Taubenschar ihre von März bis August dauernde Brutzeit endlich beendet. Hoffentlich gibt es unter ihnen nicht auch noch Spätzünder mit Fremdsprachenkenntnissen, die dann im September und Oktober noch mit den Hirschen röhren.
Das eintönige, nervtötende und stereotype Gurren fängt mit den ersten Sonnenstrahlen an und endet erst spät am Abend. Einmal unsanft von dem Lärm der gefiederten Frühaufsteiger aus süßen Träumen und Morpheus Armen gerissen, ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Die bis zum Hals prall mit Testosteronhormonen gefüllten Papagallo-Taubenmännchen gurren den ganzen lieben Tag lüstern jeder Tauben-Dame hinterher.
Ich habe mir schon etliche Ratschläge von Traubenexperten eingeholt, aber die Tipps erscheinen für mich und mein Umfeld doch nicht so sehr geeignet zu sein. Wo soll ich zum Beispiel ein Windrad herbekommen, das sämtliche Tauben auf eine endgültige Art vertreibt ? Wie soll ich Hunde- und Katzenhaare auftreiben, welche die gefiederten Plagegeister angeblich hassen, wo ich doch keine Haustiere habe? Wie soll ich einen Taubenschreck (was immer das sein mag) basteln, wo ich doch erwiesenermaßen zwei linke Hände habe? Was nützt mir eine Wasserspritzpistole, wenn die Taube sicher auf einem entfernten Baum thront und mich frech gurrend auslacht (so ist wahrscheinlich der Name „Lachtaube“ entstanden)?
Aber jetzt muss ich in der Zeitung auch noch eine Meldung lesen, die dem Taubenschlag den Boden völlig ausschlägt:
Bei der Wahl zum Vogel des Jahres 2021, welche seit Oktober 2020 läuft, scheint sich eine Sensation anzubahnen. Das NABU-Expertenteam erwartete einen spannenden Kampf um die Ränge zwischen Rotkehlchen, Haussperling und Blaumeise. Aber die Vogelversteher haben sich ganz schön getäuscht, denn nach den bisherigen Auszählungen führt …. die Stadttaube!!!!
Entweder stammen diese Stimmen von bedauernswerten Menschen, die seit Geburt taub sind (Ableitung von „Taube“?) oder disharmonische, monotone und stumpfsinnige Tonfolgen lieben (Liebhaber der Volksmusik-Hitparade?).
Wenn die Stadttaube das Rennen machen sollte, dann ist zu befürchten, dass auch noch der britische Premierminister Boris Johnson zum best frisierten Mann des Jahres gewählt wird. Da wird dann die Lachtaube ihrem Namen alle Ehre machen.
