Am 19. Oktober 2019 erschien in der RNZ mein Leserbrief „Was für ein Anspruch“, welcher auf den Kommentar „Kluge Wahl“ von Chefredakteur Klaus Welzel bezug nahm:
Was für ein Anspruch!
Es ist wahrlich schwierig Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Das norwegische Nobelkomitee unternimmt jedes Jahr diesen gewaltigen und schwierigen Akt, indem es versucht eine würdige Person für den Friedensnobelpreis zu bestimmen. Sie entscheidet sich für einen Kandidaten und nicht gegen die übrigen Aspiranten.
Klaus Welzel, Chefredakteur der RNZ, dagegen fühlt sich bemüßigt, in seinem Kommentar „Kluge Wahl“ festzustellen, dass die Wahl des äthiopischen Regierungschefs Abiy Ahmed klüger gewesen sei als Greta Thunberg auszuzeichnen. Eine seiner Begründungen gipfelte darin, dass sie ja bereits das alternative Pendant aus ihrer Heimat Schweden erhalten habe. Als ob das ein Grund für eine Nichtberücksichtigung sei! Zum Schluss führt er dann noch an, dass die Welt manchmal richtig gerecht sei. Kann man da nicht eine unterschwellige, klammheimliche Genugtuung heraushören? Wird da nicht Gerechtigkeit und Selbstgerechtigkeit ein wenig durcheinander gebracht?
Wer sagt uns denn, dass Greta Thunberg, nicht in Zukunft durch die von ihr ausgelösten Bewegungen bedeutend mehr Menschenleben retten wird als der äthiopische Preisträger es jemals zu vollbringen vermag. Ich traue mir kein endgültiges Urteil zu, ob die Wahl gerecht ist oder nicht, aber Herr Welzel scheint sich sicher zu sein, dass die Welt (!!!) manchmal richtig gerecht sei.
Was für ein Anspruch!
In diesen Tagen titelte Spiegel online:
Der Friedensnobelpreisträger, der zum Kriegsherren wurde
An diesem Montag wird in Äthiopien gewählt. Es ist die erste Wahl für den Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed – der als Reformer antrat und sein Land innerhalb kürzester Zeit in ein brutales Chaos gestürzt hat.