Gestern entdeckten meine Frau und ich einen Zettel an der Haustür, der uns darauf hinwies, dass morgen das Wasser in der Zeit von 8:30 bis 12:00 Uhr abgestellt werde.
Leicht irritiert, machten wir uns Gedanken, wie wir diesen unvorhergesehenen „Notstand“ überstehen könnten. Fragen über Fragen türmten sich vor uns auf: Wann wird Kaffee zum Frühstück aufgesetzt, wie viele Eimer Wasser sollen „auf Vorrat“ genommen und wann die Zähne geputzt werden usw.?
Plötzlich kam mir der Gedanke, dass es gar nicht schlecht wäre, wenn ab und zu das Wasser abgestellt, der Strom oder die Zentralheizung ausfallen würde. Denn dann hätten wir Gelegenheit, uns daran zu erinnern, dass es beileibe nicht selbstverständlich ist, dass Wasser aus der Leitung strömt, wenn wir den Hahn aufdrehen, dass Lampen den Raum taghell erleuchten, wenn wir auf einen Schalter drücken, dass es mollig warm wird, wenn wir die Heizung aufdrehen.
Wie viele Menschen würden liebend gerne mit uns tauschen und beneiden uns um diesen Luxus, den wir als selbstverständlich betrachten und fast gar nicht mehr bewusst wahrnehmen.
Wir müssen nicht stundenlang zu einem fast vertrockneten Brunnen laufen, um Wasser zu holen, nicht Holz suchen, um ein wärmendes Feuer zu entfachen, nicht bei Kerzenlicht in schummeriger Atmosphäre in einer Hütte sitzen.
Dies alles hat mir ein kleiner Zettel, über den ich mich im ersten Moment geärgert habe, vor Augen geführt. Aber er hat mich auch daran erinnert, dass wir, wenn wir schon so bevorzugt leben dürfen, wenigstens mit den Ressourcen sparsam und bewusst umgehen müssen.
Es ist zu befürchten, dass im Alltag, mit all seiner Routine und Ablenkung, sich bald schon wieder diese Gedanken verflüchtigen … bis zum nächsten Stromausfall, Heizungsdefekt oder Wasserabstellung.
Wie oft verkennen wir, die wir in einem so reichen Land leben dürfen, wieviel alltäglicher Luxus uns täglich umgibt. Vielleicht aber ist die Verlässlichkeit der Grundversorgung bei uns so eine feste Größe. Fällt die weg, fällt uns der Mangel erst auf.
Diese Gedanken von Dir, lieber Ralph, hat bei uns beiden Nachhaltigkeit.