Chuzpe

RNZ Nr. 74 / 30. März 2021
„Wir können alles – außer Pandemie“

Der Kabarettist Volker Pispers, der leider nicht mehr öffentlich auftritt, hatte einst die Verhaltensweisen und Handlungsmuster von Angela Merkel, wie folgt beschrieben: Eine Menge formiert sich und marschiert in einer bestimmten Richtung vorwärts. Frau Merkel sondiert die Lage, überholt die Menge, setzt sich an die Spitze und brüllt „folgt mir“.

Wie sehr Pispers mit seinem Gleichnis der politischen Wahrheit nahe kam, hat sich in diesen Tagen bewahrheitet. Die kritischen Stimmen aus allen Lagern häufen sich, dass der Staat das Krisenmanagement in der Corona-Krise nicht nur verbessern, sonder radikal ändern müsse. Diese Kritiker stellen die Menge des Pisperschen Vergleiches dar. Nun fehlt nur noch Frau Merkel, welche die Menge rasant überholt. Bei dem Interview mit ihrer „Pressesprecherin“, der TV-Moderatorin Anne Will, ergab sich dann die günstige Gelegenheit, ein „Machtwort“ zu sprechen, den uneinheitlichen Krisenkurses zu beanstanden und sich an „die Spitze“ der Kritik zu setzen.

Ausgerechnet Merkel, die für die ganze Misere größtenteils mitverantwortlich ist. So etwas nennt man Chuzpe.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Michael Rappe

    Volker Pispers ist ein großer Verlust. Kaum jemand konnte so schonungslos erklären und den Finger in Missstände legen. Seine Einschätzung zu Angela Merkel ist voll zutreffend. Ich fürchte, dass sie sich in ein, zwei Wochen als die große Macherin hinstellt, wenn es bundesweit einheitliche Corona-Regeln oder gar einen ganz scharfen Lockdown geben sollte. Dieses Land leidet nicht nur an Corona, sondern auch an einer unfassbar schlechten Politik, am Föderalismus und an einer überbordenden Bürokratie. In 15 Jahren Kanzlerschaft von Angela Merke ist Deutschland in vielen Bereichen zum Absteiger geworden. Das ist nicht nur ihre Schuld, aber der Fisch stinkt bekanntlich immer vom Kopf her.

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