„Hebeln Bürgerentscheide die Demokratie aus?“
Der Rechts-und Verfassungsausschuss des Städtetages befürchtet, dass durch Bürgerentscheide die Demokratie „ausgehebelt“ werden könne und der Emmendinger Oberbürgermeister Stefan Schlatter sorgt sich um die Existenz der Gemeinderäte.
Wenn wir aber in unser Nachbarland Schweiz schauen, so erhalten wir auf eine eindrucksvolle Art und Weise Anschauungsunterricht, wie sich Politik und Volksentscheide seit hunderten von Jahren ergänzen und in keiner Weise eliminieren.
Warum sollte die durchschnittliche Meinung der Bevölkerung, das sogenannte Mittelmaß, weniger profund ausfallen als die Ansichten und Erkenntnisse der Politik?
Zu diesem Thema fand ein erstaunliches Experiment des 1911 verstorbenen britischen Naturforschers und Schriftstellers Francis Galton statt:
Anlässlich des Besuchs eines Viehmarkts rief er das Publikum dazu auf, das Gewicht eines Ochsen zu schätzen. Galton berechnete den Mittelwert sämtlicher Schätzungen.
Zu seiner großen Überraschung fand er heraus, dass die Schätzung der Gruppe nur wenige Gramm vom tatsächlichen Gewicht des Ochsen abwich.
Dieses Phänomen wurde auch später bei ähnlichen Versuchen von anderen Wissenschaftlern bestätigt und als kollektive Intelligenz bezeichnet.
Die Schweizer Bürger scheinen ein gehöriges Maß an kollektiver Intelligenz zu besitzen, denn sonst hätten sie schon längst die Bürgerentscheide abgewählt.