„Martin hilft“
Schon in der Antike warnte Vergil vor den Geschenken der Danaer, denn es handelte sich um Gaben, die auf den ersten Blick sehr willkommen schienen, sich dann aber als unheilvoll erwiesen. In der Neuzeit sollte sich Martin Schulz, die neue Hoffnungsgestalt der SPD, davor hüten die aktuellen demoskopischen Umfragen, die ihn auf Höhe mit Angela Merkel sehen, für bare (und geschenkte) Münze zu nehmen. Wenn man die verfehlten Vorhersagen zum Brexit und der US-Präsidentenwahl als Maßstab nimmt, bräuchte Schulz erst gar nicht zur Bundestagswahl antreten. Aber auch so steht sein Eintritt in die Bundespolitik unter keinem guten Stern, denn wer nimmt ihm schon ab, dass er seinen Präsidentensitz in der EU aufgab, um sich klaglos in die Phalanx der Parteiführung einzuordnen.
Dass der Wechsel Schulz mit Gabriel zum Possenspiel ausartete, konnte man anhand der Aussage von Generalsekretärin Katarina Barley anlässlich eines Interviews mit der ZDF-Nachrichtensendung „heute“ erkennen. Sie verriet nämlich, dass sie schon lange von dem sogenannten „Überraschungs-Coup“ gewußt habe. Ob Martin Schulz der SPD wirklich helfen kann, bleibt abzuwarten. Die euphorischen Jubelgesänge der Genossen im Willy-Brandt-Haus klangen jedenfalls ein bisschen wie das Pfeifen im Wald.